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Stand: 2024-12-22 07:00:47
Modul: Basel, 3. Bachelor Frühling
Präparat Nr 12 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Topographie / Diagnose
Niere / Disseminierte intravasale Gerinnung
Einleitung
Definition: Erworbenes Syndrom gekennzeichnet durch eine disseminierte intravasale Gerinnungsaktivierung und Fibrinablagerungen, welche je nach Ausmass bis zu Multiorganversagen führen kann. Die DIG tritt im Rahmen definierter klinischer Situationen auf und weist bestimmte laborchemische Merkmale auf.
Eine disseminierte intravasale Gerinnung (DIG oder DIC von disseminated intravascular coagulation) kann durch verschiedene Grunderkrankungen ausgelöst werden, welche über einen oder multiple Wege die Gerinnungskaskade aktivieren. Meistens geschieht dies über den extrinsischen Weg mit Exposition von Gewebefaktor gegenüber Blut. Das dadurch entstehende Übergewicht an prokoagulatorischen Faktoren bewirkt eine vermehrte Thrombinbildung, die ihrerseits die plasmatische Gerinnungskaskade in Gang setzt, Thrombozyten aktiviert und zu einer disseminierten Bildung von Mikrothromben in der Mikrozirkulation führt. Neben einer Gesamtaktivierung des Gerinnungssystems wird in der DIC auch der fibrinolytische Weg aktiviert. Die dabei entstehenden Fibrinogen-und Fibrin-Spaltsprodukte entwickeln ihrerseits eine antikoagulatorische Aktivität, die zur Blutungsneigung beiträgt. Dies erklärt, warum im Rahmen einer DIG neben Thrombosen auch Blutungen auftreten können.
Aetiologie:
Häufige mögliche Auslöser einer DIG:
· Infektionen, insbesondere septische Verläufe vor allem mit Gram negativen Organismen
· Maligne Tumoren (z.B. Adenokarzinome des Pankreas und der Prostata, akute Promyelozytenleukämie)
· Polytraumata und protrahierte Schockzustände (ischämischer Gewebeschaden)
· Geburtshilfliche Komplikationen durch Kontakt von Plazentargewebe mit Gewebsfaktoraktivität mit dem mütterlichen Kreislauf (z.B. vorzeitige Plazentalösung, induzierte Aborte, intrauteriner Fruchttod)
In der gesamten Mikrozirkulation werden Fibrinthromben (hyaline Mikrothromben) ( 109) gebildet, die zu Mikroinfarkten und Organversagen führen können. Sekundär kommt es zur Aktivierung der Fibrinolyse. Der Verbrauch von Gerinnungsfaktoren und Thrombozyten in der Kreislaufperipherie verursacht sekundär eine hämostatische Insuffizienz mit erhöhter Blutungsneigung.
Anmerkung: Bei einer thrombotischen Mikroangiopathie (thrombotisch thrombozytopenische Purpura / hämolytisch urämisches Syndrom) werden ebenfalls Fibrinthromben in der Mikrozirkulation abgelagert. Für eine korrekte Diagnose ist deshalb die Korrelation mit klinischen Befunden notwendig.
update 2. September 2022
Klinik
Vorkommen: Eine DIG kommt bei bis zu 1 % aber hospitalisierten Patienten vor.
Symptomatik: Eine DIG sollte differenzialdiagnostisch immer dann in Betracht gezogen werden, wenn es im Rahmen oben genannter Grunderkrankungen zum Auftreten einer Thrombozytopenie, einer Blutungsneigung oder von Thrombosen kommt. Eine DIG kann sich unterschiedlich manifestieren. Halten sich prokoagulatorische Signale und fibrinolytische Aktivität die Waage, kommt es bei intensivem Stimulus zu einem ausgeprägten Verbrauch aller beteiligten Komponenten und damit zu einer ausgeprägten Blutungsneigung. Überwiegt die fibrinolytische Komponente, ergibt sich in der Regel eine leichte bis mittlere Blutungsneigung. Überwiegt die prokoagulatorische Komponente, führt dies zu vermehrten Mikrothromben und damit zur Verschlechterung der Organfunktionen bzw. Multiorganversagen.
Es können verschiedene Verlaufsformen von chronisch kompensiert, subklinisch bis fudroyant lebensbedrohlich beobachtet werden. Bei einer chronischen kompensierten DIG halten sich die Syntheserate der Leber von Gerinnungsfaktoren und die Freisetzungsrate von Thrombozyten aus dem Knochenmark die Waage mit dem Verbrauch dieser Komponenten. Bei milden Formen sind lediglich veränderte Laborparameter nachweisbar oder eine leichte hämorrhagische Diathese.
Die klinisch akut auftretende DIG präsentiert sich sehr häufig mit einer relevanten Blutung. Bei schweren Fällen besteht eine massive hämorrhagische Diathese mit Haut- und Schleimhautblutungen, Hämatomen, Nachblutungen aus Stichkanälen, GI-Blutungen, Nierenblutungen und intrazerebralen Blutungen. Gleichzeitig können multiple Mikrothrombosen zu irreversiblen Organschäden führen: akutes Nierenversagen, ARDS (adult respiratory distress syndrome), akutes Leberversagen. Dies erklärt sich einerseits aus der Aktivierung der Fibrinolyse, andererseits aus dem Verbrauch an Gerinnungsfaktoren, wobei der Verbrauch von Gerinnungsfaktoren und Thrombozyten die Syntheserate der Leber und die Freisetzungsrate des Knochenmarks übersteigt. Nach Erschöpfung der Kompensationsfähigkeit des Gesamtsystems aus Prokoagulation und Fibrinolyse läuft ein kontinuierlicher, an Intensität rasch zunehmender Prozess ab.
Diagnostik: Voraussetzung für die Diagnose einer DIG sind das Vorliegen einer auslösenden Grunderkrankung und bestimmte Labormerkmale. Die Diagnose kann vermutet werden bei erhöhter Blutungs- bzw. Gerinnungsneigung bei einem Patienten mit einer entsprechenden Grunderkrankung.
Typische Veränderungen im Rahmen einer DIG sind:
· Neues Auftreten einer Blutungsneigung
· Sich verschlechternde Organfunktionen vor allem renal, pulmonal und hepatisch, später auch kardial
· Thrombozytopenie
· Erniedrigung von Quick-Wert, Fibrinogen, Antithrombin, anderen Gerinnungsfaktoren
· Erhöhung von INR, aPTT, D-Dimer
Um eine DIG zu identifizieren werden in der Praxis verschiedene, teils erkrankungsspezifische Scores angewendet (z.B. Sepsis-induced coagulopathy (SIC)-Score).
Therapie:
· Identifikation der zugrundeliegenden Erkrankung
· Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung
· Hämostaseologische Therapie (z.B. Blutprodukte (z.B. Fresh Frozen Plasma) zum Ersatz verlorener Prokoagulanzien, Heparin zur Blockade der Thrombinbildung) zur Zeitgewinnung, um die suffiziente Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung zu ermöglichen
· Hemmung des Gewebefaktors als Auslöser der Thrombinbildung und Modulation der inflammatorischen Reaktion, welche ihrerseits zur Gerinnungsaktivierung beiträgt
· Engmaschige Überwachung der Behandlung (hohe Dynamik!)
update 2. September 2022
Repetitorium
Morphologische Merkmale:
Rote Fibrinthromben in Kapillarschlingen der Glomerula, Vas afferens und efferens, peritubulären Kapillaren. Das sollte der Kliniker dem Pathologen mitteilen:
Präparat Nr 33 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Topographie / Diagnose
Uterus / Fibroleiomyom des Uterus
Einleitung
Histogenese:
Es handelt sich um gutartige glattmuskuläre Tumoren mit unterschiedlichem Fasergehalt.
Lokalisation: Leiomyome können überall im Körper vorkommen, wo es glatte Muskulatur hat z.B. ausgehend von Gefässwänden (Angioleiomyom), vom Musculus arector pili der Haut (Piloleiomyom) oder von der glatten Wandmuskulatur in Hohlorganen. Am häufigsten treten Leiomyome im Uterus auf. Diese können submukös (Blutungsstörungen!), intramural oder subserös lokalisiert sein, seltener intrazervikal oder in den Ligamenten.
Morphologie:
Myome imponieren makroskopisch typischerweise als runde, scharf begrenzte und nicht bekapselte Knoten. Die Schnittfläche ist weiss mit wirbliger Struktur. Mikroskopisch ist der Tumor aufgebaut aus Bündeln (=Faszikeln) spindelförmiger Zellen mit reichlich dunkel-eosinophilem Zytoplasma und an den Enden abgerundeten länglichen, zigarrenförmigen Kernen. Zell- und Fasergehalt sind sehr variabel. Degenerative Veränderungen wie Verkalkungen ( 4280), hyaline Nekrosen, Einblutungen, Homogenisierung des Kollagens, Ödem oder myxoide Degeneration und Zystenbildung ( 4279) kommen häufig vor. Manche gutartigen Leiomyome können ein einzelnes Malignitätskriterium aufweisen (vermehrte Mitosen, hohe Zellularität, deutliche Zellatypien oder Nekrosen). Falls mehr als eines dieser Kriterien vorhanden ist, handelt es sich differentialdiagnostisch um einen leiomyomatösen Tumor mit unsicherem Malignitätspotential (STUMP=Smooth Muscle Tumor of Uncertain Malignant Potential) oder um ein Leiomyosarkom. In seltenen Fällen lässt sich die Dignität nicht sicher bestimmen.
Prognose: Myome wachsen unter dem Einfluss von Östrogenen. Nach der Menopause kommt es meist zum Wachstumsstillstand und zur Schrumpfung der vorhandenen Tumoren. Eine Entartung zum Leiomyosarkom ist sehr selten.
update 30. August 2018
Klinik
Vorkommen:
Leiomyome sind die häufigsten uterinen Tumoren. Sie sind in bis zu 75% der Hysterektomiepräparate nachweisbar. Zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr beträgt die Inzidenz ca. 33%. Bei Kindern finden sich keine Myome.
Diagnostik: Der initiale Verdacht auf ein Myom wird durch die Tastuntersuchung gestellt. Mittels Ultraschall lassen sich die Grösse und die Lage der Myome bestimmen. Eine Magnetresonanztomographie ist selten zur Therapieplanung nötig.
Symptomatik:
Hauptsymptome sind Blutungsstörungen aller Art (Menorrhagien, Hypermenorrhoe, Metrorrhagien) bei intramuralen Myomen infolge Kontraktionsschwäche des Uterus bzw. bei submukösen Myomen infolge gestörter Schleimhautregeneration. Ausserdem können Schmerzen auftreten als Folge der Kapselspannung oder Kreuzschmerzen bzw. Nervenschmerzen in den Beinen durch Druck auf die präsakralen Nervenaustritte. Grosse Tumoren können zu Druck-, Schwere- bzw. Fremdkörpergefühl im Unterbauch führen und Pollakisurie, Inkontinenz oder Obstipation verursachen. Besonders gestielte Myome können hämorrhagisch infarzieren ( 4277). 50% der Myome sind asymptomatisch.
Therapie: Asymptomatische Myome des Uterus bedürfen keiner Therapie. Für den symptomatischen Uterus myomatosus gibt es ein grosses Angebot verschiedener Therapien. Da die Symptome sehr variieren und die Patientinnen sich in unterschiedlichen Lebensphasen befinden, muss die Therapie individualisiert erfolgen.
Therapie bei offener Familienplanung: Myomektomie oder medikamentöse Therapie (Ovulationshemmer, Gestagene oder gestagenhaltige Spirale, Gn-RH Analoga).
Organerhaltende Therapien ohne Kinderwunsch: Endometriumresektion, Embolisation oder fokussierter Ultraschall.
Nicht organerhaltende, dauerhaft effektive Therapie: Totale oder suprazervikale Hysterektomie.
Verlauf:
Therapie bei offener Familienplanung: Myomektomie oder medikamentöse Therapie (Ovulationshemmer, Gestagene oder gestagenhaltige Spirale, Gn-RH Analoga).
Organerhaltende Therapien ohne Kinderwunsch: Endometriumresektion, Embolisation oder fokussierter Ultraschall.
Nicht organerhaltende, dauerhaft effektive Therapie: Totale oder suprazervikale Hysterektomie.
update 30. August 2018
Repetitorium
Morphologische Merkmale:
Zwei scharf begrenzte Knoten im Myometrium bestehend aus Bündeln glatter Muskulatur.
Variabler Anteil Fibrose (Kollagenfasern).
Glatte Muskelzelle: eosinophiles Zytoplasma, längliche Kerne mit abgerundeten Enden (zigarrenförmig).
Keine signifikanten Zellatypien. (signifikant=bereits in der Übersichtsvergrösserung erkennbar).
Keine Mitosen.
Keine Tumornekrosen.
Das Endometrium über dem Leiomyom ist druckatroph, das übrige Endometrium zeigt Proliferationszeichen.
Das sollte der Kliniker dem Pathologen mitteilen:
Durchgeführte Hormontherapie
Orale Kontrazeptiva
Schwangerschaft
Präparat Nr 39 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Topographie / Diagnose
Uterus / Uterines Leiomyosarkom
Einleitung
Histogenese: Leiomyosarkome leiten sich wie Leiomyome ab von glatten Muskelzellen. Entsprechend sind Tumorzellen in den immunhistochemischen Färbungen positiv für die glattmuskulären Marker glattmuskuläres Aktin und Desmin.
Morphologie: Makroskopische Merkmale: Leiomyosarkome sind typischerweise solitär. Gelegentlich sind sie aber assoziiert mit Leiomyomen. In solchen Fällen findet man das Sarkom meist im grössten Knoten. Die durchschnittliche Grösse beträgt 10cm. Im Gegensatz zu den Leiomyomen sind die Sarkome weniger scharf begrenzt, die Schnittfläche ist weich, fleischig und fokal oft nekrotisch oder hämorrhagisch. Die wirblige Struktur des Leiomyoms fehlt. Myxoide Leimyosarkome sind gelatinös und oft scharf begrenzt.
Mikroskopische Merkmale in Abgrenzung zum Leiomyom:
Deutliche zytologische Atypien
Mitosezahl (10 oder mehr pro 10 hochauflösende Gesichtsfelder (HPF), mehr als 1 pro 10 HPF bei der myxoiden Variante)
Tumornekrosen
Für die Diagnose eines spindelzelligen Leiomyosarkoms müssen mindestens zwei der obigen Kriterien erfüllt sein. Für die Diagnose der selteneren epitheloiden oder noch selteneren myxoiden Leiomyosarkome muss mindestens eines der obigen Kriterien erfüllt sein. Für extrauterine Leiomyosarkome gelten wiederum andere diagnostische Kriterien.
Meist besteht ein infiltratives Wachstum in der Peripherie und in etwa 20% findet sich eine Gefässinvasion. Nekrosen vom Infarkttyp können auch in gutartigen Leiomyomen unter oraler Kontrazeption, bei Schwangeren, post partum und unter Therapie mit GnRH Analoga vorkommen und stellen deshalb im Gegensatz zu Tumornekrosen kein Malignitätskriterium dar.
Verlauf: Das Leiomyosarkom kann umliegende Organe (Harnblase, Rektum) infiltrieren. Die Metastasierung erfolgt vorwiegend hämatogen in die Lungen.
update 30. August 2023
Klinik
Vorkommen: Das uterine Leiomyosarkom ist das häuigste Sarkom des weiblichen Genitaltrakts. Am häufigsten sind Frauen im 6. Lebensjahrzehnt betroffen. Nur etwa einer von 800 glattmuskulären Tumoren des Uterus ist ein Leiomyosarkom.
Symptomatik: Leiomyosarkome führen zu vaginalen Blutungen, Schmerzen und einem vergrösserten Uterus. Bei Diagnosestellung liegt in einem Sechstel bis der Hälfte der Fälle eine extrauterine Ausbreitung vor.
Therapie: Angesichts des relativ schlechten Ansprechens auf Strahlen- und Chemotherapie stellt die Operation die Therapie der Wahl bei Uterussarkomen dar. Meist wird eine Hysterektomie und Adnexektomie durchgeführt. In ausgewählten Fällen (längeres krankheitsfreies Intervall, guter Allgemeinzustand) ist auch bei Vorliegen von Metastasen eine operative Intervention zu überdenken (Resektion isolierter Lungenmetastasen).
Prognose: Die 5 Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 15 bis 30%. In der Regel führen Fernmetastasen zum Tod.
update 30. August 2023
Repetitorium
Morphologische Merkmale:
Tumordurchmesser meist mehr als 10cm.
Stellenweise unscharfe Begrenzung des Sarkoms zum nicht neoplastischen Myometrium (Fragment oben rechts).
Die spindeligen Tumorzellen mit längsovalen Kernen und reichlich kräftig eosinophilem Zytoplasma bilden Faszikel ähnlich wie nicht neoplastische glatte Muskulatur.
Alle drei histologischen Malignitätskriterien sind erfüllt:
Tumornekrosen.
Bereits in der Übersicht (10x) erkennbare diffuse signifikante Zellatypien.
Vermehrt Mitosen: mehr als 10 Mitosen / 10 HPF (40x). Das sollte der Kliniker dem Pathologen mitteilen:
Alter der Patientin (meist postmenopausal)
Rasches Wachstum.
Tumorbedingte Symptomatik: Schmerzen, Dysmenorrhoe, Probleme beim Wasserlösen oder veränderte Stuhlgewohnheiten.
Präparat Nr 51 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Topographie / Diagnose
Lunge / Diffuser Alveolarschaden
Einleitung
Ätiologie:
Der diffuse Alveolarschaden (Syn. diffuse alveolar damage DAD, fibrosierende Alveolitis, Schocklunge) stellt ein histopathologisches Reaktionsmuster einer akuten progressiven Lungenschädigung dar, welche durch zahlreiche Noxen ausgelöst werden kann. Der diffuse Alveolarschaden ist das morphologische Korrelat des klinisch definierten Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS). Die Schädigung des Lungenparenchyms mündet oft in eine fulminante hypoxämische respiratorische Insuffizienz. Häufigste Auslöser für ein ARDS sind: Pneumonien (v.a. virale), Sepsis (v.a. gram negative), Schockzustände (v.a. septisch und traumatisch) und Aspiration von Mageninhalt. Diese verursachen zusammen rund 85% der Fälle von ARDS. Seltenere Auslöser sind Ertrinken, Urämie, Inhalation von Toxinen, Lungenkontusion, Polytrauma, Fettembolien, massive Bluttransfusion, Pankreatitis, Bestrahlung, hohe Sauerstoffkonzentration und Drogen (Heroin, Methadon, Barbiturate, Salicylate, Chemotherapie). Falls kein Auslöser eruierbar ist, wird das Krankheitsbild als akute interstitielle Pneumonie bezeichnet. Die Histologie lässt meist keine Rückschlüsse auf die auslösende Noxe zu.
Makroskopie und Mikroskopie:
Makroskopisch sind die Lungen schwer, luftarm und fest (Hundeohrkonsistenz). Die Bezeichnung "diffus" bezieht sich nicht auf die makroskopische Verteilung der Veränderungen in der Lunge sondern auf die Beteiligung aller Komponenten des Alveolus (Epithel, Endothel, interstitieller Raum). Entsprechend involviert der DAD die Lunge makroskopisch nicht immer diffus sondern gelegentlich auch lokalisiert. Je nach Schadensursache betrifft die Schädigung mehr das Endothel (zB Sepsis) oder das Alveolarepithel (zB Magensaftaspiration). Der diffuse Alveolarschaden läuft stadienhaft ab. Man unterscheidet ein frühes exsudatives, ein subakutes fibroproliferatives (organisierendes) und ein spätes fibrotisches Stadium, wobei sich die Stadien gegenseitig überlagern. Morphologische Veränderungen des akuten und organisierenden Stadiums können deshalb in derselben Biopsie oft nebeneinander beobachtet werden, insbesondere bei repetitiver oder anhaltender Schadenseinwirkung.
Die Veränderungen verlaufen nicht notwendigerweise progredient sondern können jederzeit stoppen. Die initiale etwa bis eine Woche andauernde exsudative Phase mit Schädigung von Endothel und Typ 1 Pneumozyten ist charakterisiert durch ein interstitielles und intraalveoläres Ödem gefolgt von der Ausbildung hyaliner Membranen ( 107). Die eosinophilen hyalinen Membranen bestehen aus proteinreicher Ödemflüssigkeit, Surfactant, Fibrin und Bestandteilen abgestorbener Zellen, welche sich entlang der Alveolargänge und -wände ablagern. Hyaline Membranen sind am prominentesten zwischen Tag 3 bis 7 nach Schadenseinwirkung. Überlappend mit der exsudativen Phase folgt nach ein bis zwei oder mehr Wochen die Phase der Organisation (fibropliferative Phase). Sie ist charakterisiert durch (Myo-) Fibroblastenproliferate in einer myxoiden Matrix innerhalb verdickter Alveolarsepten, Entzündungszellen, Proliferation von prominenten Typ II Pneumozyten und Auflösung der hyalinen Membranen. Ausgeprägte reaktive Atypien hyperplastischer Typ II Pneumozyten und eine ausgedehnte Plattenepithelmetaplasie der Bronchialepithelien können zu einer falsch positiven zytologischen Diagnose oder der Verwechslung der Metaplasie mit einem Plattenepithelkarzinom führen. Schon 3 bis 4 Wochen nach Einwirkung der Noxe kann es zu einem architektonischen Remodelling des Lungenparenchyms mit erweiterten Lufträumen umgeben von Fibrose (Lungenfibrose/Wabenlunge) kommen. Fibrinthromben in kleinen Arterien als Zeichen der Endothelschädigung sind in jedem Stadium des DAD möglich.
Klinik
Vorkommen:
Das ARDS tritt häufiger bei Erwachsenen auf, kann aber auch Kinder betreffen.
Diagnostik:
Das ARDS stellt die schwerste Form der akuten Lungenschädigung dar. Es ist definiert als akute Erkrankung charakterisiert durch bilaterale Lungeninfiltrate und schwere Hypoxämie nach Ausschluss eines kardialen Lungenödems. Klinische Untersuchungsbefunde sind die eines Lungenödems mit Tachydyspnoe, Zyanose, Tachykardie, Hyperventilation, Rasselgeräuschen und Agitation gefolgt von Lethargie. Der wichtigste Laborparameter ist die arterielle Blutgasanalyse zur Dokumentation der Hypoxämie (Verhältnis von Sauerstoffpartialdruck im arteriellen Blut des Patienten zum Sauerstoffgehalt in der eingeatmeten Luft PaO2/FiO2 bei ARDS weniger als 200, bei akuter Lungenerkrankung weniger als 300). Im Thoraxröntgenbild kann nach einer gewissen Zeit eine diffuse Transparenzminderung mit konfluierenden Infiltraten und positivem Bronchoaerogramm (weisse Lunge) nachgewiesen werden.
Therapie:
Früher Therapiebeginn ist entscheidend für die Prognose. Im Vordergrund steht die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung sowie ein dem Stadium angepasstes Beatmungs- und Flüssigkeitsmanagement. Ziele der mechanischen Beatmung sind eine adäquate Oxygenierung bei gleichzeitiger Vermeidung der Sauerstofftoxizität. Die häufig vorhandenen Infekte müssen gesucht und antibiotisch behandelt werden.
Prognose:
Die Mortalität beträgt zwischen 30-40%. Die Patienten versterben meist an der Sepsis oder am Multiorganversagen. Überlebende haben meist eine gute Prognose mit minimalen persistierenden pulmonalen Symptomen oder Zeichen einer restriktiven Lungenerkrankung als Folge der Fibrose.
Repetitorium
Morphologische Merkmale:
Überlappende Befunde von exsudativer und proliferativer Phase.
Exsudative Phase: hyaline Membranen tapezieren die Alveolarsepten aus.
Proliferative Phase: Proliferation von Typ II Pneumozyten (polygonale Zellen mit reaktiven Atypien) im Alveolarlumen und von (Myo)-Fibroblasten (Spindelzellen) in den Alveolarsepten.
Organisation der hyalinen Membranen auf den Alveolarsepten durch ein lockeres Granulationsgewebe. Dadurch starke Verbreiterung der Alveolarsepten.
Schaumzellansammlungen und Erythrozytenextravasate in den Alveolen.
Partiell organisierter Thrombembolus in einem Lungenarterienast.
Das sollte der Kliniker dem Pathologen mitteilen:
Zeitpunkt des Erkrankungsbeginns.
Herdbefund oder diffuse Lungenveränderungen.
Radiologischer Befund.
Vermutete Ätiologie des ARDS Bsp. Aspiration, Urämie, Pankreatitis, Schock…
Zeitpunkt und Zeitdauer einer Beatmungstherapie.
Erregernachweis.
Praxis-Tipp:
Bei offener Biopsie von interstitiellen Lungenerkrankungen nicht nur das Zentrum der Veränderung (meist unspezifisches Endstadium), sondern auch Randbereich (aktive Läsion) und Normalgewebe (Referenz) biopsieren.
Die genaue Klassifikation einer interstitiellen Lungenerkrankung erfordert interdisziplinäres Vorgehen (Einbezug von Radiologen und Pathologen).
Präparat Nr 100 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Topographie / Diagnose
Plazenta / Plazenta accreta
Einleitung
Definition:
Juxtaposition von Plazentarzotten und Myometrium durch Defekt der Dezidua und überschiessendes Einwachsen von Trophoblast.
In Abhängigkeit von Tiefe der Trophoblastinvasion Unterteilung in Plazenta accreta, increta und percreta.
Risikofaktoren:
Stetige Zunahme, wahrscheinlich durch zunehmende Sectiorate. Genaue Nahttechnik nach Sectio scheint eine Rolle zu spielen.
Pathogenese:
Ursache ist eine defiziente Dezidualisierung mit nachfolgender Verankerung der Plazentarzotten in der Muskulatur des Myometriums. Normalerweise trennt sich die Plazenta durch die Nitabuch Fibrinschicht, innerhalb der Dezidua basalis durch Scherkräfte zwischen der kontraktilen Muskulatur und der rigiden, nicht-kontraktilen Plazenta. Abtrennung innerhalb der Dezidua im Bereich fragiler Deziduazellen. Ist die Dezidua nicht angelegt, ergibt sich keine Trennschicht und fehlt somit die Abtrennbarkeit der Plazenta. Die Zone der Haftung kann klein sein, sodass die Unvollständigkeit der Plazenta zunächst nicht bemerkt wird.
Die Plazenta accreta stellt ein charakteristisches Beispiel einer mangelhaften Dezidualisierung des Endometriums dar und zeigt beispielhaft die Bedeutung endometrialer Dezidualisierung zur Kontrolle der Trophoblastinvasion. Gleichermassen handelt es sich bei einer Tubengravidität in nicht-dezidualiserter Tuba uterina immer auch um eine Plazenta accreta und schliesslich Plazenta percreta mit Tubarruptur! Die Tubarruptur entsteht normalerweise nicht durch Auftreibung und Druckbelastung der Tubenwand, sondern durch die vollständige trophoblastäre und villöse Durchsetzung der relativ dünnen Tubenwandmuskulatur. Eine ähnliche Situation entsteht im Bereich des unteren Uterinsegmentes und der Endozervix wo die Dezidualisierung nicht vollständig ausgebildet wird.
Morphologie:
Plazenta accreta:
Plazentarzotten haften dem Myometrium an ohne deziduale Zwischenschicht. Fibrin und Trophoblast kann vorhanden sein.
Plazenta increta: Plazentaimplantation innerhalb des Myometriums.
Plazenta percreta: Penetration der Plazentarzotten durch die gesamte Dicke des Myometriums hindurch.
Klinik
Epidemiologie:
Spontanfrequenz 1:7'000 Spontanschwangerschaften ohne vorherige obstetrische Intervention. Bei Plazenta praevia 1.18%. zunehmendes Vorkommen mit zunehmender gynäkologischer und obstetrischer Intervention. Prädisposition nach Curettage und/ oder Sectio caesarea. Das Risiko einer Plazenta accreta steigt mit jeder zusätzlichen Intervention weiter an. Weitere Risikofaktoren sind Plazenta praevia, Submuköse Leiomyome, Implantation im Uterushorn/ Tubenwinkel, Plazenta membranacea und Uterusfehlbildungen.
Klinische Symptomatik:
Plazenta accreta:Manifestation nach der Geburt des Kindes in der Plazentarphase, wenn die Plazenta sich nicht löst, retiniert wird, oder sich inkomplett ablöst.
Plazenta increta oder Percreta:
Manifestation häufiger früher während der Schwangerschaft durch Blutung oder Uterusruptur.
Alpha-fetoproteinerhöhung bei 45% der Patientinnen.
Diagnostik:
Diagnosestellung im Ultraschall oder MRI. Früheste Diagnose in der 14. Schwangerschaftswoche berichtet. Ultraschallbild zeigt unregelmässige Aufhellungen des zottenhaltigen Plazentargewebes mit Ausbildung von ‚Lakunen’. Die Lakunen entstehen wahrscheinlich durch anomale Implantation und anomaler Position der Spiralarterien in Relation zum intervillösen Raum.
Komplikationen:
Lebensbedrohliche maternale und fetale Blutungen. Tod der Mutter und / oder des Kindes in 9.5%.
Plazenta percreta:
Uterusruptur.
Harnblasenbeteiligung und Hämaturie.
Perforation mit massiver Blutung.
Therapie:
Plazenta percreta/ tiefe Plazenta increta:
Frühzeitige Sectio caesarea.
Embolisation durch Arteria iliaca externa.
Gegebenenfalls wird die Plazenta accreta in situ belassen und auf die spontane Involution über Monate gewartet. Die Patientin muss jedoch sorgfältigst nachbeobachtet werden, um eine allfällige Nachblutung nicht zu verpassen.
Repetitorium
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Präparat Nr 147 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Topographie / Diagnose
Zervix / Carcinoma in situ und Plattenepithelkarzinom der Zervix
Einleitung
Aetiologie: Die präkanzerösen und karzinomatösen Veränderungen von Zervix, Vagina, Vulva und Anus werden durch ähnliche Risikofaktoren hervorgerufen. Als wesentlicher Risikofaktor für alle Lokalisationen gilt eine persistierende Infektion mit high-risk-HPV (humanes Papillomvirus), auch wenn diese allein für die Entstehung dysplastischer und karzinomatöser Veränderungen nicht ausreicht. In Karzinomen liegt die Nachweisrate von HPV mit PCR bei fast 100%. Persistierende Infektionen mit den Papillomvirustypen 16, 18 und etwas weniger 31, 33 und 35 sind mit einem erhöhten Progressionsrisiko der leichten zur schweren Dysplasie und zum Karzinom verbunden.
Lokalisation: Dysplasien und davon abgeleitete Karzinome treten gleich wie die kondylomatösen Läsionen vorwiegend in der Transformationszone im Bereich des metaplastischen Plattenepithels der Zervix auf. Seltener findet sich auch eine Präkanzerose des endozervikalen glandulären Epithels (Dysplasie oder Adenocarcinoma in situ). Mehr als 90% der invasiven Karzinome entstehen in der Transformationszone, die übrigen im Plattenepithel der Ektozervix. Die Inzidenz zervikaler intraepithelialer Neoplasien (CIN) ist etwa 10-fach höher als die Inzidenz von vaginalen (VaIN) und vulvären (VIN) Präneoplasien.
Nomenklatur der Zervixpräneoplasien: Die Dysplasie des Plattenepithels wird eingeteilt in eine geringgradige zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN I) entsprechend einer leichtgradigen squamösen intraepithelialen Läsion (LSIL) ( 3371)( 3346) und eine mässiggradige oder schwergradige squamöse intraepitheliale Neoplasie bzw. ein Carcinoma in situ (CIN II-III) entsprechend einer hochgradigen squamösen intraepithelialen Läsion (HSIL) ( 6586). Dieselbe Einteilung in LSIL und HSIL gilt auch für vulväre, vaginale und anale squamöse Präneoplasien. LSIL entsprechen dem morphologischen Korrelat einer transienten HPV-Infektion, während HSIL als morphologisches Korrelat einer persistierenden HPV-Infektion angesehen werden. Die Unterscheidung von LSIL und HSIL erfolgt mittels p16 Immunhistochemie (HSIL p16 blockförmig positiv, LSIL p16 negativ oder nicht blockförmig positiv). Eine persistierende HSIL ist assoziiert mit einem erhöhten Risiko für die Integration des Virusgenoms in die Chromosomen der Wirtszellen. Dies kann zu einer Akkumulation sekundärer genetischer Veränderungen der infizierten Plattenepithelzelle und schliesslich zur Progression zum invasiven Karzinom führen.
Morphologie: Die HPV Infektion kann gelegentlich aufgrund zytopathischer Effekte in den infizierten oberflächlichen Plattenepithelzellen erkannt werden. Die zytopathisch veränderten Zellen nennt man Koilozyten. Koilozyten weisen einen hellen perinukleären Hof und einen verdickten peripheren Zytoplasmasaum auf ( 5546)( 5547). Sie enthalten einen oder mehrere hyperchromatische dunkle Zellkerne. Ein flaches Areal mit zytopathisch veränderten Plattenepithelzellen wird als flache kondylomatöse Läsion bezeichnet ( 1093). Die LSIL ist gekennzeichnet durch Zellatypien und Mitosefiguren im unteren Epitheldrittel, während die oberen Zweidrittel des Epithels ausreifen (Verkleinerung der Zellkerne und vermehrtes Zytoplasma in den oberflächlichen Zellen). Bei der HSIL breiten sich die Zellatypien und Mitosefiguren auf das mittlere (CIN II) und obere Drittel (CIN III, Cis) des Epithels aus. Die oberflächlichen Zellen des Carcinoma in situ reifen nicht mehr aus und zeigen entsprechend eine hohe Kern-Plasmarelation. Karzinome unterscheiden sich von einem Carcinoma in situ durch zungenförmige Tumorausläufer, welche die Basalmembran durchbrochen haben oder die Anwesenheit von kleinen Zellnestern ohne Basalmembran in desmoplastischem Stroma. Das invasive Karzinom verursacht meist eine Stromareaktion in Form eines Ödems, einer desmoplastischen Fibrose, chronischer Entzündung oder einer granulomatösen Entzündung. Makroskopisch können die invasiven Tumoren exophytisch polypoid, papillär, oder endophytisch wachsen. Bei den invasiven Karzinomen unterscheidet man verhornende und nicht verhornende Karzinome, wobei der Verhornungsgrad keine prognostische Relevanz besitzt.
update 5.8.2022
Klinik
Klinik Vorkommen: Im Gegensatz zur Zunahme der Inzidenz von dysplastischen Veränderungen hat die Inzidenz und die assoziierte Mortalität der Zervixkarzinome in den letzten 30 Jahren dank zytologischer Screeninguntersuchungen drastisch abgenommen. Die Anzahl der Neuerkrankungen beläuft sich auf 11 pro 100'000 Frauen pro Jahr in der Schweiz. Die Präkanzerosen der Cervix uteri sind etwa 30mal häufiger als invasive Karzinome. Im zytologischen Screening beträgt die Dysplasiefrequenz 0.5-3% aller Abstriche. HPV Infektion und leichte Dysplasien entwickeln sich mit Aufnahme der sexuellen Aktivität im Adoleszentenalter. Schwere Dysplasien sind am häufigsten bei Frauen im Alter von 25 bis 29 Jahren. Karzinome mit einer maximalen Invasionstiefe von 5mm und einer Oberflächenausdehnung von maximal 7mm treten etwa im Alter von 45 Jahren auf, durchschnittlich 10 Jahre früher als fortgeschrittenere Zervixkarzinome mit einer Invasionstiefe von >5mm.
Diagnostik: Bei wiederholten zytologischen Abstrichen mit LSIL oder unklarer Zytologie kann die HPV Subtypisierung mittels PCR das weitere Procedere beeinflussen. Bei positivem Nachweis wird eine Kolposkopie und allenfalls eine Biopsie durchgeführt. Bei negativem Befund kann die Zytologie nach 3-6 Monaten wiederholt werden. 62% der leichten Dysplasien bilden sich innert 3-4 Jahren spontan zurück, 22% persistieren und 16% sind progredient. Von den mässigen Dysplasien heilen 50% innert 4-6 Jahren ab, 15% persistieren und 30% sind progredient.
Symptomatik: Kleine Tumoren sind oft asymptomatisch. Selten werden intermittierende, oft postkoitale vaginale Blutungen beobachtet. Fortgeschrittene Karzinome verursachen blutigen Ausfluss, Schmerzen oder Symptome im Zusammenhang mit der Infiltration von Harnblase, Rektum oder Lymphknoten. Die Karzinomdiagnose wird meist bioptisch gesichert.
Therapie: Abwartendes Verhalten ist wegen der hohen spontanen Rückbildungstendenz in der Mehrzahl der LSIL gerechtfertigt. Zervixkarzinome der Stadien I und II werden operativ therapiert (abdominale Hysterektomie nach Wertheim und paraaortale Lymphadenektomie). In fortgeschrittenen Stadien wird eine alleinige oder zusätzliche Strahlentherapie durchgeführt.
Prognose: Im Stadium I beträgt die 5-Jahresüberlebensrate 90-95% (Tumor begrenzt auf die Zervix). Diese sinkt auf 20% im Stadium IV (Infiltration von Harnblase, Rektum oder distalen Organen).
Prophylaxe: Die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18 werden weltweit für etwa 70 % aller Fälle von Zervixkarzinomen verantwortlich gemacht. Seit 2006 ist ein Impfstoff gegen sexuell übertragbare HPV Viren in der Schweiz zugelassen. HPV-Impfstoffe schützen durch den Aufbau einer Immunität gegen bestimmte HPV Typen und dienen damit der Krebsprävention und der Prävention anogenitaler Warzen (Condyloma acuminata). Die Impfstoffe können auch vor oralen Infektionen schützen. Dies ist aufgrund der steigenden Inzidenz von HPV induzierten oropharyngealen Plattenepithelkarzinomen besonders relevant.
update 5.9.2022
Repetitorium
Morphologische Merkmale:
Portio mit vorderer Muttermundslippe, Anteile der hinteren Muttermundslippe und Zervikalkanal.
Carcinoma in situ der ektozervikalen Schleimhaut und des metaplastischen Plattenepithels im Bereich der Transitionalzone.
Einwachsen des Carcinoma in situ in vorbestehende endozervikale Drüsenschläuche.
Invasive solide Tumorzellstränge in desmoplastischem Stroma mit dichtem lymphoplasmazellulärem Entzündungsinfiltrat.
Zellen des Plattenepithelkarzinoms mit vergrösserten, pleomorphen und hyperchromatischen Zellkernen, reichlich eosinophilem Zytoplasma und deutlichen Zellgrenzen.
Zylinderepithel der endozervikalen Drüsen ohne Dysplasie. Das sollte der Kliniker dem Pathologen mitteilen:
Vorbefunde (Dysplasie der Zervixschleimhaut).
Vorausgegangene Eingriffe (z.B. Konisation oder Kurettage). Praxis-Tip:
Konisat an der vorderen Muttermundslippe bei 12 Uhr mit Faden markieren.
Konisate möglichst intakt lassen und nicht inzidieren.
Fragmentierte Konisate in separaten Gefässen mit genauer Bezeichnung einsenden.
Präparat Nr 148 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Topographie / Diagnose
Endometrium / Hyperplasie des Endometriums
Einleitung
Aetiologie: Mögliche Ursachen der Hyperplasie des Endometriums sind langfristige Follikelpersistenzen, wiederholte anovulatorische Zyklen bei Adipositas, polyzystischem Ovarsyndrom oder in der Perimenopause oder eine exogene Östrogenzufuhr ohne Zusatz von Gestagenen. Allen Ursachen gemeinsam ist der kontinuierlich hohe Östrogenspiegel, der durch keine Progesteronsekretion ausgeglichen wird. Auf dem Boden dieser gutartigen Hyperplasie können sich Präneoplasien (Hyperplasie mit Atypie oder endometrioide intraepitheliale Neoplasie) eines endometrioiden Adenokarzinoms entwickeln.
Morphologie: Einteilung der Endometriumhyperplasie nach WHO 2014:
Hyperplasie ohne Atypie
Hyperplasie mit Atypie (AH)/Endometrioide intraepitheliale Neoplasie (EIN) Die hyperplastische Mukosa ist verdickt (2-3cm statt normal 0.2-1.2cm), homogen-weisslich glasig und weich. Die Drüsen sind verstärkt verzweigt, zystisch transformiert und ausgekleidet von mehrreihigem Epithel. Bei der Hyperplasie beträgt das Drüsen-Stroma Flächenverhältnis >1:1. Die Vorstufe der Hyperplasie mit gleichartigen architektonischen Veränderungen aber einem Drüsen-Stromaverhältnis <1:1 bezeichnet man als unregelmässig proliferiertes Endometrium. 1-3% der Frauen mit einer Hyperplasie des Endometriums ohne Atypie entwickeln im Verlauf ein gut differenziertes endometrioides Adenokarzinom. Das Risiko für die Entwicklung eines endometrioiden Adenokarzinoms ist dagegen viel höher bei Vorliegen einer Hyperplasie mit Atypie ( 1074)( 1075) oder einer endometrioiden intraepithelialen Neoplasie (=Präneoplasie) ( 10369). Bei einem Viertel bis einem Drittel der Patientinnen mit solchen Läsionen in der Kurettage wird in der nachfolgenden Hysterektomie oder innerhalb eines Jahres die Diagnose eines endometroiden Adenokarzinoms gestellt. Das Karzinomrisiko ist 14x erhöht bei der atypischen Hyperplasie bis 45x bei der EIN. In Einzelfällen kann die Abgrenzung einer atypischen Hyperplasie oder einer EIN von einem Karzinom am Kurettagematerial sehr schwierig sein. Beim invasiven Karzinom sind die Drüsenarchitekturstörungen ausgeprägter und zwischen den Karzinomdrüsen fehlt das Stroma stellenweise vollständig.
Verlauf: Weniger als 3% der Hyperplasien ohne Atypien gehen über in ein endometrioides Adenokarzinom, jedoch bis zu ein Viertel der atypischen Hyperplasien. Entscheidend für die Prognose ist also das Vorhandensein von Atypien. update 21. August 2014
Klinik
Vorkommen: Die Altersgipfel liegen zur Zeit der ovariellen Übergangsphasen in der Pubertät und insbesondere im Klimakterium. Risikofaktoren sind Adipositas, polyzystisches Ovarsyndrom und Diabetes mellitus. Häufigste Symptome sind postmenopausale Blutungen oder abnorme, nicht-zyklische vaginale Blutungen in der Perimenopause.
Diagnostik und Therapie: Die Diagnose erfolgt an der Kurettage. Zur Behandlung der Hyperplasie ohne Atypie kann bei Verdacht auf eine Follikelpersistenz Medroxyprogesteronacetat (oder ein Äquivalent) vom 12. - 25. Zyklustag verordnet werden. Bei rezidivierender, dysfunktioneller Blutung sollte die Kürettage wiederholt und ein hormonbildender Ovarialtumor ausgeschlossen werden. Bei einer atypischen Hyperplasie muss das Gestagen höher dosiert werden. Nach drei Monaten wird eine Kontrollkürettage durchgeführt und bei Persistenz der Hyperplasie die Gestagentherapie wiederholt (prämenopausal mit Kinderwunsch) bzw. hysterektomiert (peri- und postmenopausal).
Bei Diagnose einer Hyperplasie mit Atypie bzw. einer EIN in der Uteruskurettage ist bei prämenopausalen Frauen mit abgeschlossener Familienplanung und bei postmenopausalen Frauen aufgrund des hohen Progressionsrisikos dieser Präneoplasien zu einem Karzinom eine Hysterektomie zu empfehlen. Da die endgültige Untersuchung des Hysterektomiepräparates in ca. 20-40% ein invasives Karzinom zeigt, ist bei postmenopausalen Frauen eine gleichzeitige Adnexektomie anzustreben. Bei Frauen mit Kinderwunsch und bei Patientinnen mit einem erhöhten Operationsrisiko ist ein konservatives Vorgehen mit hochdosierter Gestagentherapie möglich.
update 2. September 2022
Repetitorium
Morphologische Merkmale:
Hoch aufgebaute Mukosa.
Das Verhältnis von Stroma und Drüsen ist zu Gunsten der Drüsen verschoben (Drüsen:Stroma>1:1).
Die architektonische Komplexität der Drüsen ist in den meisten Fragmenten gering. Viele Drüsen sind zystisch dilatiert oder verzweigt. Keine kribriformen Strukturen.
Proliferierendes ein- oder mehrreihiges Epithel mit länglichen hellen Kernen und Mitosen.
Einige Drüsen werden von metaplastischem tubarem Epithel oder Flimmerepithel ausgekleidet. Das sollte der Kliniker dem Pathologen mitteilen:
Hyperöstrogenismus.
Medikamentöse Therapie (z.B. Tamoxifen).
Menopausenstatus.
Sonographische oder hysteroskopische Befunde.
Präparat Nr 149 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Topographie / Diagnose
Uterus / Endometrioides Adenokarzinom des Uteruscorpus
Einleitung
Histogenese: Karzinome im Bereich des Corpus uteri sind bis auf wenige Ausnahmen Adenokarzinome ausgehend von den Endometriumdrüsen. Der Begriff Endometriumkarzinom umfasst mehrere Entitäten, von denen das häufigste (80%) das endometrioide Adenokarzinom ist (Histokurspräparat), welches in den meisten Fällen östrogenabhängig ist. Die Präkanzerose der endometrioiden Endometriumkarzinome ist die atypische Hyperplasie. Nach der WHO-Klassifikation wird unterschieden zwischen einer Hyperplasie ohne Atypie mit einem Progressionsrisiko zum Karzinom von 1-3% und einer atypischen Hyperplasie bzw. einer endometrioiden intraepithelialen Neoplasie (EIN) mit einem Progressionsrisiko zum Karzinom von 25-30% innerhalb eines Jahres nach Kürettage (Langzeitrisiko bis zu 45x erhöht!). Endometrioide Adenokarzinome können auch von der Zervix, vom Ovar oder von der Tube ausgehen. Wenn ein endometrioides Karzinom gleichzeitig im Uterus und im Ovar vorliegt, kann deshalb nicht immer mit Sicherheit gesagt werden, ob es sich um zwei unabhängige Primärtumoren oder um ein metastasierendes Karzinom handelt.
Neben dem endometrioiden Adenokarzinom gibt es noch weitere, hormon-unabhängige und klinisch aggressive Formen, wie beispielsweise das seröse Adenokarzinom und das klarzellige Karzinom. Als Vorstufe der serösen Adenokarzinome gilt das seröse intraepitheliale Karzinom (=SEIC) Letzteres kann trotz fehlender Invasion ausgedehnt metastasieren.
Morphologie: Endometriumkarzinome bilden sessile oder polypoide hellbraune oder weisse Massen, welche das Cavum uteri ausfüllen. Wenig differenzierte Tumoren weisen oft Einblutungen oder Nekrosen auf.
Endometrioide Karzinome bestehen aus tubulären Drüsen, welche von einem mehrreihigen Epithel ausgekleidet werden. Schleim ist meist nicht oder nur apikal in den Zellen vorhanden. Die Ausdehnung der soliden Areale und die zytologischen Atypien bestimmen den Differenzierungsgrad (low-grade versus high-grade). Metaplastisches Plattenepithel findet sich häufig in endometrioiden Karzinomen und hilft bei der Abgrenzung von anderen Subtypen. Das endometrioide Karzinom kann sich innerhalb von Adenomyoseherden im Myometrium entwickeln ( 4482). In diesen Fällen kann die Bestimmung der Infiltrationstiefe erschwert sein.
Molekulare Klassifizierung:
Seit wenigen Jahren werden Endometriumkarzinome – neben der klassischen histologischen Typsisierung – noch in molekular definierte Subgruppen unterteilt. Dies erfolgt im Idealfall bereits am Kürettagematerial und wird mittels molekularer Analysen (next generation sequencing) und Immunhistochemie durchgeführt.
Bei einem kleinen Teil der Karzinome finden sich Mutationen in der DNA Polymerase epsilon (POLE), was wiederum für die Entstehung sehr vieler weiterer Mutationen im Tumor verantwortlich ist («POLE ultramutiert»). Es ist wichtig, diese Patientinnen zu erkennen, da ihre Prognose, trotz teils aggressiver Morphologie, sehr gut ist, und sie häufig keine weitere Chemo- und/oder Radiotherapie mehr benötigen. Die zweite molekulare Gruppe beinhaltet die Mikrosatelliten-instabilen Karzinome (MSI), bei denen es aufgrund eines Defektes in den Mismatch-Reparaturproteinen ebenfalls zu vielen konsekutiven Mutationen kommt (MSI-hypermutiert). Diese Karzinome scheinen gut auf Immuntherapien anzusprechen. Eine weitere molekular definierte Gruppe bilden die Endometriumkarzinome mit p53-Mutationen (p53-mutiert), die häufig aggressiv verlaufen und mit einer schlechten Prognose einhergehen. Bei circa einem Drittel der Endometriumkarzinome lassen sich keine spezifischen molekularen Veränderungen nachweisen.
Familiäre Tumorsyndrome: Rund 2% der Patientinnen mit einem Endometriumkarzinom haben ein autosomal dominant vererbtes Lynch Syndrom (HNPCC, hereditary non-polyposis colorectal carcinoma) mit Keimbahnmutation in einem DNA Reparaturprotein und einem Risiko für verschiedene Karzinome (25-50% für kolorektale Karzinome, 25-70% für Endometriumkarzinome). Der Expressionsverlust eines DNA Reparaturproteins in der immunhistochemischen Untersuchung des Tumors ist verdächtig auf das Vorliegen eines Lynch Syndroms. Da Patientinnen mit Lynch Syndrom und ihre Familien ein deutlich erhöhtes Risiko für verschiedene Karzinome aufweisen, ist die möglichst frühzeitige Detektion dieses Syndroms beim erstbetroffenen Familienmitglied (=Indexpatientin) wichtig. Den Mutationsträgerinnen der betroffenen Familie können in der Folge spezielle Vorsorgeuntersuchungen und -massnahmen angeboten werden, die die Lebenserwartung deutlich steigern. Patientinnen mit Cowden Syndrom (PTEN Hamartom Tumor Syndrom) haben ein Endometriumkarzinomrisiko von 5-19%.
update 2. September 2022
Klinik
Vorkommen:
Das Endometriumkarzinom ist die 5. Häufigste Tumorneuerkrankung in der Schweiz. Die Inzidenz in der Schweiz liegt bei 24:100'000 Frauen pro Jahr. Die meisten Frauen erkranken zwischen 65 und 70 Jahren, nur 4 % vor dem 40. Lebensjahr.
Risikofaktoren: Als Risikofaktor für endometrioide Adenokarzinome gilt eine übermässige Östrogenstimulation, wie sie bei chronischer Anovulation, Adipositas, östrogensezernierenden Ovarialtumoren, exogener Hormonzufuhr oder Langzeit- Tamoxifentherapie auftreten kann. Diesen Tumoren geht in 20-40% der Fälle eine Hyperplasie des Endometriums voraus. Karzinome mit assoziierter Hyperplasie sind meist hoch differenziert und haben deshalb eine bessere Prognose als Karzinome, die Östrogen-unabhängig sind und mit einer Atrophie des Endometriums einhergehen.
Symptomatik: Wichtigstes Symptom des Endometriumkarzinoms ist die abnorme uterine Blutung. Der Blutung geht oft ein Fluor voraus. Eine Zunahme der Intensität und Frequenz der Blutung bei perimenopausalen Frauen ist ebenfalls verdächtig.
Diagnostik: Auch ohne Früherkennungsmaßnahmen werden bei Abklärung abnormer vaginaler Blutungen dreiviertel aller Tumoren in einem frühen Stadium erfasst. Eine transvaginale Sonographie hat bei einer Blutung in der Postmenopause nur eine ungenügende Spezifität. Bei einer postmenopausalen Blutung ist eine fraktionierte Abrasio mit getrennter Curettage von Zervikalkanal und Uteruscavum indiziert. In ca. 20% dieser Fälle wird histologisch ein Karzinom nachgewiesen. Besteht sonographisch der Verdacht auf ein Endometriumkarzinom, empfiehlt es sich, der Abrasio eine Hysteroskopie voranzustellen. Ein Ovarial- oder Tubenkarzinom muss ausgeschlossen werden, wenn die Abrasio keinen krankhaften Befund ergibt. Derzeit werden weder bei Risiko-, noch bei Nicht-Risikogruppen zytologische, histologische oder vaginalsonographische Untersuchungen zum Screening des Endometriumkarzinoms empfohlen.
Therapie:
Die operative Behandlung des Endometriumkarzinoms ist das Mittel der Wahl, wobei bei initial inoperablem Befund eine neoadjuvante Therapie durchgeführt werden kann.
Der am Kürretagematerial bestimmte histologische Subtyp und die molekulare Klassifizierung sind wichtig für die individuelle Risikoeinteilung der Patientinnen, welche unter anderem das intraoperative Vorgehen (Ausdehnung der Lymphadenektomie), aber auch den Entscheid über eine adjuvante Therapie (Chemo- und/oder Radiotherapie) nach erfolgter Operation (i.d.R. Hysterektomie und Adnexektomie) beeinflussen. Am Operationspräparat wird die TNM-Klassifikation bestimmt, die wiederum eine wichtige Rolle für die weitere Bahandlung spielt.
Prognose:
Endometriumkarzinome sind in den meisten Fällen gut therapierbar (kumulative Überlebensrate circa 80%).
update 2. September 2022
Repetitorium
Morphologische Merkmale:
Endomyometranes Gewebsfragment.
Die rechte Seite des Uteruskavums wird ausgekleidet von flachem atrophem Endometrium. Im Cavum liegt ein Blutkoagel mit nekrotischem Detritus nach vorausgegangener diagnostischer Utersukurettage.
Anstelle des Endometriums findet sich in der linken Hälfte des Uteruskavums ein Adenokarzinom bestehend aus architektonisch komplexen Drüsen. Die Drüsen liegen teils dos à dos ohne erkennbares Stroma zwischen zwei Drüsenschläuchen.
Tumorzellverbände infiltrieren die glatte Muskulatur des Myometriums.
Tumordrüsen ausgekleidet von mehrreihig angeordneten Tumorzellen mit hyperchromatischen polymorphen längsovalen Tumorzellkernen mit zahlreichen Mitosen. Die Morphologie der Tumordrüsen erinnert an proliferatives Endometrium.
Anmerkung: Typischerweise ist das endometrioide Karzinom des Uterus als Folge des ursächlichen Hyperöstrogenismus assoziiert mit einem hyperplastischen Endometrium (siehe Präparat 148). Im Kurspräparat erscheint hingegen das nicht-neoplastische Endometrium nach vorausgegangener Kurettage atroph. Atrophes Endometrium findet sich sonst charakteristischerweise neben serösen Endometriumkarzinomen postmenopausaler Patientinnen. Das sollte der Kliniker dem Pathologen mitteilen:
Menopausenstatus.
Hormonelle Therapie.
Präparat Nr 150 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Topographie / Diagnose
Ovar / Seröses Adenokarzinom des Ovars
Einleitung
Histogenese:
Benigne und maligne Ovarialtumoren teilt man in epitheliale Tumoren (65-70%), Keimstrang-Stromatumoren (5-10%) und Keimzelltumoren (15-20%) ein. Das seröse Adenokarzinom gehört zur erstgenannten Kategorie und ist der häufigste histologische Subtyp der malignen Ovarialtumoren. Das high-grade seröse Karzinome entsteht nach neusten Erkenntnissen am Fimbrienende des Eileiters (tubares intraepitheliales Karzinom) oder aus drüsigen Epitheleinschlüssen, die ebenfalls vom Eileiter stammen. Das Fimbrienende der Tube ist auch der Ausgangspunkt der serösen Peritonealkarzinome. Entsprechend sind die serösen Ovarialkarzinome in der Mehrheit eigentlich Tubenkarzinome. Diese Erkenntnis ist aber noch nicht in die TNM-Klassifikation der Tuben- respektive Ovarialkarzinome eingeflossen. Alle in der Tube und im Ovar auftretenden serösen Tumoren können seltener auch im Endometrium vorkommen ( 592). Seltenere Subformen der epithelialen Ovarialkarzinome wie das endometrioide und das klarzellige Karzinom entstehen aus einer Endometriose des Ovars. Die TNM Klassifikation und die FIGO Stadieneinteilung gelten für Ovarialtumoren des Epithels und des Stromas sowie für Borderlinetumoren des Ovars.
Molekulare Pathogenese:
Man unterscheidet low- und high-grade Karzinome des Ovars. Low grade Neoplasien (Typ I Tumoren) entstehen aus sogenannten papillären Hyperplasien der Tubenschleimhaut und entwickeln sich über klar definierte Vorstufen und wenigen, für den histologischen Typ charakteristischen genetischen Veränderungen. High-grade seröse Karzinome (Typ II Tumoren) sind schnell progredient und werden meist erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Diese Tumoren zeigen eine ausgeprägte genetische Instabilität mit häufigen Mutationen des Tumorsupressorgens TP53 (80%) sowie sehr zahlreiche chromosomale Anomalien. Low grade seröse Karzinome sind in 3/4 der Fälle assoziiert mit einer nichtinvasiven Tumorkomponente (atypisch proliferierender seröser Tumor und nicht invasives seröses low-grade Karzinom (auch Borderlinetumoren genannt)). Diese Vorstufen zeigen eine enge morphologische und molekulare Verwandtschaft mit den low-grade serösen Karzinomen. K-RAS, BRAF oder ERBB2 zeigen aktivierende Mutationen in etwa zwei Dritteln aller serösen Borderlinetumoren und low-grade Karzinome.
Morphologie: Makroskopisch können seröse Karzinome überwiegend zystisch-papillär, ausschliesslich solid oder exophytisch imponieren. In zwei Drittel der Fälle sind beide Ovarien betroffen. Im Gegensatz zum Borderlinetumor zeigt das invasive seröse Karzinom eine destruktive Stromainvasion ( 4479). Lamellär geschichtete Verkalkungen (Psammomkörperchen ( 3659)) lassen sich in variabler Anzahl in serös papillären Tumoren nachweisen. Histologisch sind high grade seröse Karzinome charakterisiert durch solide Tumorareale, komplexe, verzweigte Papillen und Drüsen, welche enge schlitzförmige Lumina ( 10936) bilden. Die Zellkerne der high grade Karzinome sind pleomorph, deutlich vergrössert und hyperchromatisch.
Grading von serösen Karzinomen:
High grade seröse Karzinome sind charakterisiert durch deutliche Kerngrössenschwankungen (>3:1), ausgeprägte Kernatypien und zahlreiche Mitosen (>12/10 HPF).
update 30. August 2012
Klinik
Vorkommen: Die Inzidenz der Ovarialkarzinome insgesamt beträgt in der Schweiz 16:100'000 pro Jahr. Die serösen Tumoren machen etwa 30% aller Ovarialtumoren aus, wobei 60% dieser Tumoren gutartig ( 3672)( 3665), 10% vom Borderline Typ ( 4137) und 30% maligne sind. Benigne seröse Tumoren treten in jedem Alter auf. Seröse Borderlinetumoren und Karzinome sind selten vor dem 20. Altersjahr. Das Durchschnittsalter für Borderlinetumoren beträgt 46 Jahre, für seröse Karzinome 56 Jahre.
Diagnostik: Die Dignität von jedem palpatorisch festgestellten Ovarialtumor sollte in jedem Lebensalter möglichst bald abgeklärt werden.
Therapie: Die Basis der Behandlung stellt die Operation dar. Nach Eröffnung der Bauchhöhle werden für das Staging Aszites bzw. Abdomenspülflüssigkeit für die zytologische Untersuchung entnommen. Bei zweifelhafter Dignität kann eine intraoperative Schnellschnittuntersuchung durchgeführt werden. Handelt es sich um ein Karzinom, wird eine Hysterektomie und Exstirpation der kontralateralen Adnexe durchgeführt. Zusätzlich werden das grosse Netz, die Appendix vermiformis, pelvine und paraaortale Lymphknoten entfernt. Für ein korrektes Staging werden multiple peritoneale Biopsien entnommen. Bei verbleibendem Tumor bzw. adjuvant ab Stadium FIGO IC, bei allen wenig differenzierten Tumoren und bei allen klarzelligen Karzinomen wird eine adjuvante Polychemotherapie mit einer Cis-Platin-Taxol-Kombination angeschlossen.
update 30. August 2012
Repetitorium
Morphologische Merkmale:
Rechts sind Restanteile tumorfreier Ovarialrinde mit Corpora albicantia erkennbar.
Tumorgewebe findet sich auch an der Oberfläche des Ovars.
Das Tumorgewebe bildet komplex verzweigte Papillen mit fibrovaskulären Stromastielen.
Mehrreihiges Epithel kleidet die Papillen aus und bildet in den soliden Tumorarealen charakteristische schlitzförmige Spalträume.
Neoplastische Zellen mit starken Kerngrössenschwankungen, hoher Kern-Plasmarelation, Hyperchromasie der Zellkerne und prominenten Nukleolen. Einzelne bizarre, stark vergrösserte und hyperchromatische Tumorzellkerne.
Zahlreiche Mitosen.
Konzentrische Verkalkungen (Psammomkörperchen) sind in diesem Präparat nicht erkennbar.
Das sollte der Kliniker dem Pathologen mitteilen:
Intraoperativer Befund.
Tumorbedingter Kapseldurchbruch oder operationsbedingte Kapseleinrisse.
Praxis-Tipp:
Ovarialtumoren unfixiert einsenden. (Zystenflüssigkeit kann zytologisch untersucht werden).
update 30. August 2012
Präparat Nr 151 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Topographie / Diagnose
Mamma / Fibrös zystische Mastopathie mit Mikroverkalkungen
Einleitung
Aetiologie:
Die fibrös-zystische Mastopathie umfasst ein ganzes Spektrum von hormonell induzierten gutartigen Veränderungen des Mammaparenchyms.
Morphologie:
Makroskopisch bildet das mastopathisch veränderte Parenchym weisse kompakte fibröse Areale mit Einschluss von Zysten, welche oftmals eingedicktes Sekret enthalten. Neben einer Stromafibrose und zystisch ausgeweiteten Gängen mit Sekretretention findet sich oft eine unterschiedlich ausgeprägte intraduktale Proliferation von luminalen und basalen Epithelzellen. Nicht selten liegen als Begleitbefund kleine Fibroadenome, eine sklerosierende Adenose oder Gänge mit apokriner Metaplasie vor. Oftmals finden sich auch intraduktale Mikroverkalkungen. Die duktale Hyperplasie ist im Gegensatz zur atypischen Hyperplasie und zum Carcinoma in situ charakterisiert durch eine bunte, ungeordnete Proliferation ungleich grosser polygonaler bis spindeliger Zellen mit Ausbildung von schlitzförmigen Hohlräumen oder dünnen epithelialen Brücken. Die euchromatischen Kerne variieren in Grösse, Form und Lagerung. Bei paralleler Lagerung der Kerne entsteht der Eindruck eines Strömens und Fliessens der Zellen. Das duktale Carcinoma in situ ist von gutartigen intraduktalen Epithelproliferationen abzugrenzen aufgrund seiner Monomorphie ( 5185), Hyperchromasie der Zellkerne und starrer geometrischer Muster (runde scharf begrenzte wie ausgestanzte Lumina ( 5184), breite Brücken und Bögen, Mikropapillen). Eine intraduktale Epithelproliferation mit Atypie wird dann diagnostiziert, wenn nur ein Teil der Gänge oder Läppchen die typischen Veränderungen eines Carcinoma in situ zeigt. Die Abgrenzung der atypischen Hyperplasie von der Hyperplasie ohne Atypie erfolgt aufgrund qualitativer Merkmale und die Abgrenzung der Hyperplasie mit Atypie vom Carcinoma in situ aufgrund quantitativer Merkmale.
Klinik
Vorkommen:
Die Häufigkeit liegt in Autopsiestudien bei 58%. Die Mastopathie tritt zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf und entwickelt sich langsam über Monate oder Jahre.
Symptomatik:
In etwa 50% klagen die Frauen über eine prämenstruelle Mastodynie und in 5-10% liegt eine pathologische Sekretion vor.
Diagnostik:
Klinisch fallen diffuse, oft harte oder noduläre Indurationen auf. Das Auftreten von Mikroverkalkungen in der Mammographie kann Zeichen von Epithelproliferationen oder Atypien sein. Zu unterscheiden sind lobuläre und duktale Verkalkungen. Lobuläre Verkalkungen sind nahezu ausnahmslos benigne, sind uniform, homogen, dicht, scharf begrenzt und rundlich. Kalkmilchzysten zeigen typischerweise Spiegelbildungen. Duktale Verkalkungen sind granulär oder linienförmig, differieren in Dichte, Form, Grösse und Homogenität und sind als Hinweis auf das Vorliegen von Atypien oder Karzinomen zu werten. Bei grüppchenförmiger Anordnung von mehr als 5-7 Verkalkungen ist eine bioptische Abklärung angezeigt. Mikroverkalkungen entziehen sich aufgrund ihrer geringen Grösse dem sonographischen Nachweis.
Verlauf:
Epidemiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass etwa 4% der Frauen mit einer floriden, die Gänge ausfüllenden intraduktalen Epithelproliferation in einem Zeitraum von 15 Jahren ein invasives Karzinom entwickeln. Das entspricht einem zweifachen Karzinomrisiko. Die duktale Hyperplasie stellt somit eine Indikatorläsion für ein erhöhtes Karzinomrisiko dar und erfordert regelmässige klinische Nachkontrollen. Die atypische duktale Hyperplasie stellt ebenfalls eine Indikatorläsion mit bis zu achtfachem Karzinomrisiko dar.
Repetitorium
Morphologische Merkmale:
Ausgeprägte Fibrose und zystisch erweiterte Gangstrukturen in organoider Anordnung.
In der Mitte rechts einige Gänge mit gewöhnlicher intraduktaler Epithelhyperplasie ohne Atypie: Polymorphe, sich überlagernde spindelige Zellen. Fliessende Anordnung der Zellen. Schlitzförmige und irregulär geformte Lumina.
Herdförmig apokrine Metaplasie des Drüsenepithels: hochprismatische Zellen mit sehr reichlichem feingranulärem eosinophilem Zytoplasma und runden Kernen.
Rundlicher blauvioletter Mikrokalk in den Azini benigner Drüsenläppchen.
Kolumnarzellveränderung: erweiterte Drüsen ausgekleidet von hochprismatischem Epithel mit apikalen Nasen (snouts) gefüllt mit Sekret und teilweise assoziiert mit Mikrokalk.
Im Zentrum des Präparates stark erweiterte Gänge mit intraduktalen peripheren Papillomen.
Alle Drüsen zeigen eine erhaltene äussere abgeflachte Myoepithelschicht mit hellem Zytoplasma.
Das sollte der Kliniker dem Pathologen mitteilen:
Karzinomverdacht.
Radiologischer Befund.
Praxis-Tipp:
Bei Mikroverkalkungen Röntgenbilder mitschicken.
Bei Probeexzisionen wegen Mikrokalk und bei nicht palpablen Mammaläsionen sollte keine Schnellschnittuntersuchung verlangt werden. Von Tumoren, die kleiner sind als 1x0.5cm sollte ebenfalls kein Schnellschnitt gemacht werden.
Präparat Nr 152 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Topographie / Diagnose
Mamma / Fibroadenom der Mamma
Einleitung
Histogenese:
Fibroadenome leiten sich ab vom Epithel und vom intralobulären Stroma der terminalen duktulolobulären Einheit.
Pathogenese:
Das Fibroadenom entsteht aufgrund einer durch hormonelle Dysregulation induzierten Hyperplasie des lobulären Stromas. Diese führt zu einer Verformung und Kompression der duktulo-lobulären Gangsegmente.
Morphologie:
Makroskopisch haben die runden knolligen weissen Tumoren eine mittlere Grösse von 1-2cm. In 15% der Fälle finden sich multiple Fibroadenome. Auf Schnitt sind die komprimierten Gänge als spaltförmige Zeichnung erkennbar. Das Stroma ist myxoid, fibrös-zellulär oder sklerotisch. Das zweireihige Epithel, welches die Spalten auskleidet, kann dieselben Veränderungen zeigen wie das normale Drüsenepithel (Epithelhyperplasie, Epithelmetaplasie, sklerosierende Adenose, Zystenbildung). In 0.2% aller Fibroadenome entwickelt sich ein in situ Karzinom (95%) oder ein invasives Karzinom (5%). Das juvenile Fibroadenom ist charakterisiert durch zellreiches Stroma, Epithelhyperplasie, rasches Wachstum und beträchtliche Grösse.
Klinik
Vorkommen:
Am häufigsten erkranken Frauen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Weniger als 5% der Patientinnen sind älter als 50 jährig oder postmenopausal. Juvenile Fibroadenome treten meist vor dem 20. Lebensjahr auf. Das Fibroadenom ist der häufigste Mammatumor bei Frauen unter 30 Jahren.Gehäuft treten Fibroadenome nach exogener Östrogenersatztherapie auf während die Einnahme von oralen Kontrazeptiva mit einer geringeren Inzidenz assoziiert ist.
Diagnostik:
Fibroadenome und Zysten sind palpatorisch und mammographisch zuweilen nicht unterscheidbar. Palpable Tumoren bei Frauen unter 30 Jahren sollten mittels Ultraschall abgeklärt werden. Sonographisch ist es oft möglich Fibroadenome von Zysten und Karzinomen zu unterscheiden. Bei Unklarheit kann die Läsion sonographisch gesteuert biopsiert werden.
Therapie:
Eine Exzisionsbiopsie ist therapeutisch ausreichend.
Verlauf:
Im Alter kann es zur spontanen Regression von Fibroadenomen kommen.
Repetitorium
Morphologische Merkmale:
Zwei scharf begrenzte Tumorknoten.
Biphasischer organoid aufgebauter Tumor bestehend aus kompaktem zellarmem fibroblastärem Stroma, das in konzentrischen Lamellen um verzweigte, miteinander anastomosierende Drüsenschläuche angeordnet ist.
Die Drüsenschläuche werden durch das Stroma komprimiert.
Das Stroma erscheint herdförmig bläulich und aufgelockert durch Muzineinlagerungen.
Stellenweise gewöhnliche intraduktale Epithelproliferation ohne Atypie.
Die Drüsen werden ausgekleidet von einer inneren kubischen bis hochprismatischen Zellschicht und einer äusseren abgeflachten Myoepithelschicht mit klarem Zytoplasma.
Präparat Nr 153 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Topographie / Diagnose
Mamma / Invasives lobuläres Mammakarzinom
Einleitung
Morphologie:
Invasiv lobuläre Karzinome sind in bis zu 80% mit einem lobulären in situ Karzinom und in 36% der Fälle mit einem duktalen Karzinom (in situ oder invasiv) assoziiert. Ein Viertel der Tumoren wächst multizentrisch. Das klassische invasive lobuläre Karzinom besteht aus kleinzelligen monomorphen Infiltraten, welche anstelle von Drüsen einreihige Tumorzellstränge bilden. Diese wachsen zirkulär um vorbestehende Drüsenläppchen ( 4221)und durchsetzen den Drüsenkörper diffus. Oft lassen sich intrazelluläre muzinhaltige Zytoplasmavakuolen nachweisen, die wie Siegelringzellen ( 4224) imponieren. Die Tumorzellen induzieren eine ausgeprägte desmoplastische Bindegewebsvermehrung.
Klinik
Vorkommen:
Invasiv lobuläre Karzinome bilden mit 10-20% aller Mammakarzinome den zweithäufigsten histologischen Subtyp.Das mittlere Alter von Patientinnen mit invasiv lobulärem Karzinom liegt bei 55 Jahren. Sie sind damit durchschnittlich 10 Jahre älter als Patientinnen mit lobulärem in situ Karzinom. Das Risiko von Patientinnen mit lobulärem Carcinoma in situ ( 4219), ein invasives Karzinom zu entwickeln, ist 10 bis 11 mal größer als in einer altersentsprechenden Vergleichspopulation. Das Karzinomrisiko ist für beide Mammae erhöht. Das Intervall bis zur Entwicklung eines invasiven Karzinoms (duktal oder lobulär) kann sich von wenigen Jahren bis zu mehr als 20 Jahren erstrecken.
Diagnostik:
Invasive lobuläre Karzinome sind Tumoren ohne scharfe Demarkierung und palpatorisch an der indurierenden Wirkung der Desmoplasie (=tumorinduzierte Bindegewebsbildung) erkennbar. 8-16% dieser Karzinome sind mammographisch nicht diagnostizierbar. Aufgrund des häufigen multizentrischen Wachstums und der klinisch oft nicht eindeutig bestimmbaren Tumorausdehnung ist eine brusterhaltende Therapie in fortgeschrittenen Stadien kontraindiziert.
Prognose:
Die Tumoren sind langsam progredient. Die 5 Jahresüberlebensrate beträgt 75%, nach 10 Jahren leben noch 53% der Patientinnen. Der klassische Typ des invasiv lobulären Karzinoms verhält sich im Vergleich zum invasiv duktalen Karzinom günstiger.
Repetitorium
Morphologische Merkmale:
Multifokale Infiltrate eines invasiv lobulären Mammakarzinoms: Kleine monomorphe, zytoplasmaarme Tumorzellen bilden einreihige Ketten (gänsemarschartig = Indian files) oder sind konzentrisch um nicht neoplastische Drüsen angeordnet.
Das Karzinom bildet keine Drüsen.
Zytologisch blande Tumorzellen mit kleinen runden hellen Kernen.
Reichlich dichtes desmoplastisches Tumorstroma.
Lobuläre Neoplasie (=nicht invasiver intralobulärer Karzinomanteil): Neben den zystisch erweiterten Drüsen finden sich Mammaläppchen, deren Azini teilweise leicht vergrössert sind durch Ansammlungen von atypischen Zellen mit vergrösserten Kernen und prominenten Nukleolen. Die Basalmembran der tumorbefallen Azini ist erhalten.
Nich neoplastisches Mammaparenchym mit Fibrose, erweiterten Gängen ausgekleidet von metaplastischem apokrinem Epithel.
Praxis-Tipp:
Anzahl und Lokalisation von Tumorherden in einer Skizze einzeichnen!
Probeexzisate mamillennah, mamillenfern und lateral oder medial mit unterschiedlichen Fäden (kurz-lang) markieren.
Mastektomiepräparate kranial und lateral oder medial markieren.
Präparat Nr 154 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Aetiologie:
Nach Art der Histologie von Fruchtsack und Chorionzotten unterscheidet der Pathologe Plazentabildungsstörungen (Windei, Embryonalmole), Durchblutungsstörungen, Implantationsstörungen, Entzündung und Retentionszeichen. Plazentabildungsstörungen sind für rund 50% aller Spontanaborte in der 5. bis 14. Schwangerschaftswoche verantwortlich.
Die häufigsten Abortursachen sind chromosomale Aberrationen (meist Trisomien), Infektionen, Koagulopathien, und pathologische Immunphänomene. Die relative Häufigkeit einer Abortursache hängt vom Schwangerschaftsalter ab. In der frühesten Schwangerschaftsphase bis zur 6. Woche überwiegen die chromosomalen Aberrationen, wohingegen im späteren Verlauf, nach der 11. Schwangerschaftswoche, vor allem Infektionen zum Abort führen.
Morphologie: Chromosomenaberrationen verursachen nicht nur beim Feten, sondern auch an der Chorionzotte morphologisch fassbare Entwicklungsstörungen: mangelnde Verzweigungen, wandernde Trophoblastzellen im Stroma, mangelhafte Vaskularisation, hydropische Alteration des Stromas und herdförmige Atrophie oder auch Hyperplasie des Trophoblasten sind typische Befunde bei einer Chromosomenaberration. Aborte mit Triploidie zeigen in der grossen Mehrzahl das Bild einer Partialmole. Eine Tetraploidie kann das Bild einer Windmole (=Windei), einer Embryonalmole oder seltener einer Partialmole verursachen. Autosomale Trisomien können ebenfalls als Windmole oder als Embryonalmole imponieren. In nur etwa 25% aller Spontanaborte sind bei der pathomorphologischen Untersuchung ein Embryo, Embryofragmente oder ein Nabelschnuranteil nachweisbar. Die morphologische Untersuchung des Abortmaterials stellt eine wichtige Ergänzung zu den klinischen Befunden dar.
Anmerkung:
Beim ersten Abort sollte auf histologische Zeichen einer Chromosomenaberration geachtet werden. Positivenfalls sollten bei einem erneuten Abort die Weichen für eine zytogenetische Untersuchung gestellt werden. Die Wahrscheinlichkeit eines chromosomal abnormen Abortes steigt um das Doppelte, wenn bereits eine Fehlgeburt mit einer Trisomie oder Aneuploidie vorausgegangen ist und nach einem Abort mit einer Trisomie, gleichgültig welches Chromosom betroffen ist, liegt das Risiko für die Geburt eines lebenden Kindes mit Trisomie 21 zehnmal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Aborte mit normalem Chromosomensatz zeigen meist auch im Wiederholungsfall einen normalen Chromosomensatz. Die histologische Untersuchung des Abortmaterials hilft deshalb bei der gezielten Indikationsstellung für weitergehende aufwändige zytogenetische Abklärungen bei den Eltern bzw. am Abortmaterial. Eine Abgrenzung der Partialmole ist klinisch von Bedeutung, da die Partialmole, wenn auch selten (ca. 5%), in eine invasive Mole, eine metastasierende Mole oder in ein Chorionkarzinom (Einzelfälle) übergehen kann. Eine Verlaufsbeobachtung der beta-HCG Werte ist deshalb nicht nur bei einer kompletten Mole, sondern auch bei einer Partialmole angezeigt.
Klinik
Vorkommen: Nur etwa 50% der befruchteten Zygoten überleben, und sind durch hochsensitive Schwangerschaftstests als solche überhaupt detektierbar. Von diesen implantieren lediglich weitere 50%, und von den tatsächlich implantierten Schwangerschaften enden wiederum 15% im Abort.
Einteilung:
Da die kritische Entwicklungsphase des Embryos bereits nach der 8. Entwicklungswoche (10. SSW) abgeschlossen ist, unterscheidet man Frühaborte bis 10. Schwangerschaftswoche und Spätaborte nach der 10. Schwangerschaftswoche. Fetale Aborte bezeichnen Fehlgeburten ab der 15. Schwangerschaftswoche, wobei das Gewicht des intrauterin abgestorbenen Feten unter 500 Gramm liegt.
Klinisch unterscheidet man den drohenden Abort (Abortus imminens), den beginnenden Abort (Abortus incipiens), den inkompletten Abort (Abortus incompletus), den kompletten Abort (Abortus completus) und den verhaltenen Abort (missed abortion) bei nicht mehr entwicklungsfähiger oder schon abgestorbener und regressiv veränderter Schwangerschaft. Die Retention kann dabei Wochen bis Monate, selten Jahre dauern.
Diagnostik:
Aufgabe der histologischen Untersuchung des Abortmaterials ist zum einen die Bestätigung der intrauterinen Lage der Schwangerschaft zum Ausschluss einer Extrauteringravidität. Zum anderen soll die histopathologische Untersuchung soweit als möglich zur Klärung der eigentlichen Abortursache beitragen. Vor allem müssen die therapeutisch relevanten Partialmolen und kompletten Blasenmolen histologisch diagnostiziert werden. Zwar kann die histologische Untersuchung den Verdacht auf eine chromosomale Aberration erwecken, doch ist zu deren Bestätigung eine Flowzytometrie, eine Karyotypisierung, Comparative Genomische Hypridisierung oder Fluoreszenz in Situ Hybridisierung erforderlich und sinnvoll. Der Verdacht auf eine Koagulopathie soll zur Abklärung der mütterlichen Gerinnungsparameter führen. Am Paraffinmaterial ist der gezielte Nachweis einer Mutation möglich, z.B. von Faktor V Leiden.
Repetitorium
Morphologische Merkmale:
Vergrösserte Plazentarzotten mit hydropischem Zottenstroma.
Vereinzelt Zytotrophoblasteinschlüsse im Stroma.
Vorwiegend einschichtiges Zytotrophoblastepithel ohne Atypien und mehrkerniger Synzytiotrophoblast. Physiologische polare Trophoblastproliferate.
Schwangerschaftsendometrium mit hypersekretorischen sägezahnförmigen Drüsen und bizarren Kernatypien (Arias Stella Phänomen).
Kein Embryo.
Keine Anteile der Dezidua.
Das sollte der Kliniker dem Pathologen mitteilen:
Schwangerschaftsdauer.
Vorausgegangene Aborte und Geburten.
Verdacht auf Molenschwangerschaft.
Präparat Nr 155 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Topographie / Diagnose
Plazenta / Blasenmole
Einleitung
Aetiologie: Die komplette Blasenmole gehört zu den gutartigen neoplastischen gestationsbedingten Trophoblasterkrankungen in der Folge einer Befruchtungsstörung. Die gängige Hypothese besagt, dass eine leere Oozyte, welche den mütterlichen Chromosomenanteil verloren hat, von einem Spermatozyten mit väterlichem haploidem Chromosomensatz (23 X) befruchtet wird. Der väterliche Chromosomensatz wird verdoppelt. Das Genom in der Zygote ist zwar diploid, aber homozygot und ausschliesslich väterlichen Ursprungs (46XX), was als Diandrie bezeichnet wird. Selten wird eine leere Oozyte von zwei Spermatozyten befruchtet (diploid, heterozygot, 46XX oder XY). Neuere Hypothesen beziehen neue Erkenntnisse über Imprinting mit ein und haben biparentale komplette Blasenmolen nachweisen können, bei welchen zwar eine normale Vereinigung von normalem haploidem Spermium und normaler haploider Eizelle stattfindet. Es wird aber postuliert, dass pathologische Imprinting-Mechanismen zur Entwicklung einer kompletten Blasenmole führen, trotz "normalem" dizygotem biparentalem Chromosomensatz.
Morphologie: Makroskopisch ist die Plazenta deutlich grösser als erwartet für das Schwangerschaftsalter. Sie ist diffus von bis 2cm grossen Zottenblasen durchsetzt, welche nach Kollaps jedoch der makroskopischen Entdeckung entgehen können. Beim Aufschwemmen in Flüssigkeit entfalten sich die Blasen wieder. Mikroskopisch sind die Zotten aufgrund einer grobblasigen pseudozystischen Hohlraumbildung im Zottenstroma überwiegend grosskalibrig. Im Zottenstroma sind nur ganz vereinzelt Kapillaren nachweisbar. Im Gegensatz zu hydropisch geschwollenen Zotten im Sinne eines Regressionsphänomens zeigen die Zotten bei Blasenmole zusätzlich eine zirkumferentielle Hyperplasie von Synzytio- und Zytotrophoblast mit fakultativer Zellatypie. Bei herdförmiger Mole ( 3725) sind diese Veränderungen nur in einem Teil der Plazentarzotten ausgeprägt.
Klinik
Vorkommen: Die Häufigkeit liegt in Europa bei 1:2000 bis 1:3000 Schwangerschaften. In asiatischen Ländern ist sie häufiger. Das Krankheitsbild manifestiert sich zwischen 11. Und 25. SSW mit einem Maximum in der 16. bis 18. SSW.
Symptomatik: Bei zwei Dritteln der Patientinnen ist der Uterus grösser als dem Gestationsalter entsprechend. Die Patientinnen können uterine Blutungen und selten Abgang von Bläschen beobachten. Das beta HCG ist stark erhöht (serologisch 500000 bis 1 Mio. IE und mehr).
Diagnostik: Diagnostisch wegweisend ist die Kombination von grossem Uterus, Schneegestöber im Ultraschall bei fehlendem Embryo und sehr hohem beta HCG-Titer im mütterlichen Serum oder Urin (seltener auch im Normbereich oder tiefer). Gehäuft tritt eine Präeklampsie bereits in der 1. Schwangerschaftshälfte auf. Trophoblastembolien mit plötzlich auftretender Dyspnoe sind möglich. Mit zunehmend sensitiverer Ultraschalldiagnostik gelangen immer früher abortive Schwangerschaften ohne nachweisbaren Embryo zur Abortkürettage. In den ersten Schwangerschaftswochen sind die morphologischen Charakteristika der kompletten Blasenmole noch nicht voll ausgebildet, so dass deren affirmative Diagnose Zusatzuntersuchungen wie Flowzytometrie oder Immunhistochemie (p57) erfordert.
Therapie: Nach Diagnosestellung wird eine Kürettage durchgeführt. Bei Frauen über 35 Jahre oder als Notfallmassnahme kann als primäre Therapie eine Hysterektomie erfolgen. In manchen Zentren wird eine Chemotherapie mit Methotrexat durchgeführt.
Verlauf: Nach einer Molenschwangerschaft besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer persistierenden oder metastasierenden Trophoblasterkrankung. In 15% der Fälle wird ein Übergang in eine invasive Mole und in 2.5% der Fälle die Entwicklung eines Chorionkarzinoms beobachtet. Das HCG sollte initial wöchentlich, nach mehreren negativen Kontrollen noch monatlich über 6 Monate kontrolliert werden. Für die folgenden Schwangerschaften besteht ein zehnfach erhöhtes Risiko einer Molenschwangerschaft.
Repetitorium
Morphologische Merkmale:
Stark vergrösserte und verplumpte Plazentarzotten.
Hydropisch umgewandeltes Zottenstroma ohne Gefässe mit Ausbildung von pseudozystischen Hohlräumen (Blasen)
Trophoblastinklusionen und Kerntrümmer im Zottenstroma.
Überschiessend proliferiertes Trophoblastepithel, teils in der gesamten Zirkumferenz der Zotten mit deutlichen Kernatypien. Kein Embryo.
Deziduafragmente
Blutkoagel
Das sollte der Kliniker dem Pathologen mitteilen:
Schwangerschaftsdauer.
Vorausgegangene Aborte und Geburten.
Verdacht auf Molenschwangerschaft (beta-HCG Wert).
Präparat Nr 156 aus Modul Basel, 3. Bachelor Frühling
Topographie / Diagnose
Plazenta / Uterus mit normaler Plazenta 11. SSW
Einleitung
Morphologie:
Der physiologische Ablauf einer Gravidität wird von zahlreichen mütterlichen und fetalen Faktoren beeinflusst. Jeder Faktor ist störbar und kann den Erfolg der Schwangerschaft gefährden. Die Pathomorphologie der Plazenta wird nur unter Kenntnis der normalen Entwicklung der Plazenta und deren inniger Beziehung zur uterinen Implantations- und Plazentationszone verständlich. Die pathomorphologische Plazentadiagnostik kann unter Berücksichtigung der klinisch bekannten Schwangerschaftsparameter eine relevante Aussage zu Ursachen einer intrauterinen Entwicklungsstörung des Kindes oder Risikofaktoren für dessen postnatale Entwicklung aufdecken. Die Weitergabe dieser klinischen Parameter an den Pathologen ist essentiell. Dazu gehören die Angabe des Gestationsalters und Hinweise auf bekannte mütterliche Vorerkrankungen und Risikofaktoren (Hypertonie, Präeklampsie, Diabetes mellitus, Autoimmunerkrankungen, Nikotinabusus, Infekt) oder kindliche Erkrankungen (intrauterine Wachstumsretardierung, Infekt, Zeichen einer akuten oder chronischen Plazentainsuffizienz, Fehlbildungen...).
Bereits in der Frühschwangerschaft werden die Weichen für eine gute Nährstoffversorgung des Feten gestellt. In der frühen Implantationsphase gewinnt der extravillöse Trophoblast Anschluss an die mütterlichen dezidualen und myometrialen Spiralarterien, invadiert die Arterien-Wand, und ersetzt obligat die glatte Muskulatur derselben. Diese physiologisch transformierten Arterien bleiben weitgestellt und stellen einen konstanten Blutfluss unter niedrigen Druckbedingungen sicher, ohne Risiko der Vasokonstriktion. Eine ungenügende vaskuläre Transformation gilt als Riskofaktor für die Entwicklung einer Prä-Eklampsie.
Der maternofetale Stoffaustausch geschieht über die syncytiokapillären Membranen der Zottenoberfläche und erfordert eine fortschreitende Zottenverzweigung und Reifung der Zotten, um im Verlauf der Schwangerschaft an Kapazität mit dem Wachstum des Feten Schritt zu halten.
Anmerkung:
Da es sich bei der Gravidität um einen physiologischen Vorgang handelt, sind die Bilder dieses Präparates in der Spalte mit den Normalbefunden auf der rechten Seite zu sehen.
Klinik
Diagnostik:
Im Folgenden sind die Indikationen für eine histolopathologische Beurteilung der Plazenta aufgelistet:
Mütterliche Erkrankungen:
Manifester Diabetes mellitus oder Glucoseintoleranz
Hypertonie
Koagulopathie
Vorausgegangene Fehlgeburten
Eine oder mehr vorausgegangene Fehlgeburten
Oligo/ Polyhydramnion
Fieber, Infekt
Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft
Alkohol- oder Drogenabusus in der Anamnese
Vaginale Blutungen
Vorzeitige Lösung
Fetale und neonatale Erkrankungen/Entwicklunsstörungen:
Fehlgeburt oder perinataler Tod
Frühgeburt (<37. SSW) oder überlange Tragzeit (>42. SSW)
Mehrlingsschwangerschaften
Kongenitale Abnormitäten
Hydrops
Visköses Mekonium
Apgar weniger als 4 nach 5 Minuten
Neurologische Probleme inklusive Anfälle
Abort
Manifeste oder vermutete Infektion
Abnormitäten der Plazenta:
Makroskopisch auffällige Anomalien der Plazenta, der Eihäute oder der Nabelschnur
Anomalie des Implantationsortes (z.B.Plazenta praevia)
Makroskopisch auffällige Anomalien der Plazenta, der Eihäute oder der Nabelschnur
Chorangiom
Anmerkung:
Die Plazenta sollte wenn möglich frisch eingesandt werden. Zur Autopsie einer Totgeburt gehört auch die Beurteilung der Plazenta.
Repetitorium
Morphologische Merkmale:
Myometrium bedeckt von dezidualisiertem Endometriumstroma der Dezidua basalis.
Invasion des Myometriums durch intermediären extravillösen Trophoblast.
Fibrinoidschicht.
Chorionzotten, ein Teil davon verankert mit dem dezidual transformierten Endometrium = Dezidua basalis (Haftzotten).
Choriondeckplatte.
Rechts oben Anteile des Chorion laeve.
Praxis-Tipp:
Die Plazenta sollte unfixiert eingesandt werden. Sie kann über ein bis zwei Tage bei Kühlschrank-Temperatur gelagert werden. Einfrieren und Wieder-Auftauen verursacht ausgeprägte Artefakte und ist abzulehnen.
Die Beurteilung der Plazenta stellt eine unverzichtbare Ergänzung der fetalen Autopsie dar.